Lexikon
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Mal de Saint Martin (frz.)
Bezeichnung für Kopfschmerzen und Magenbeschwerden infolge von übermässigem Essen und Trinken.
Mantelteilung
Die Teilung des Soldatenmantels mit dem Bettler und ihre - im Traum des Martin erfolgte - durch Christus selbst vollzogene Anerkennung als religiöse Liebestat wird als „Szene der Wohltätigkeit“ bezeichnet. Der noch nicht Getaufte handelt konsequent nach Christi Auslegung von Gottes Liebesgebot: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Mk 12, 31; Mt, 22, 39) und erfährt im Traum die Bestätigung von Christus: „Was du dem geringsten meiner Brüder tust, das hast du mir getan“ (Mt 25, 40).
Martin (Name)
Der römische Vorname „Martinus“, nimmt Bezug auf den Kriegsgott Mars. Man könnte den Namen übersetzen als „zum (Kriegsgott) Mars gehörend“ oder „Kämpfer, Kriegerischer“. Seit Martin von Tours (316/317 - 397), der als Bekenner und Heiliger galt, ist Martin ein christlicher Vorname. Im Dialekt wird aus Martin auch Mätes (Vorname) oder Merten, Mertens (Familienname).
Martin Luther
Der Reformator Martin Luther (1483 - 1546) hat durch seine Lehre den Heiligenkult abgelöst; im Bereich der protestantischen Kirchen findet keine Heiligenverehrung statt. Insofern hat das relativ häufige Auftreten des Vornamens Martin in protestantischen Familien keinen direkten Bezug zu St. Martin, wohl aber zu Martin Luther. Für Martin Luther selbst, der, am 10.11.1483 geboren und am 11.11.1483 getauft, seinen Namen vom Tagesheiligen bekam, kann St. Martin aber nicht nur ein beliebiger Heiliger gewesen sein. Durch seine Zeit als Kurrendeschüler muss Martin Luther mit den Martinsbräuchen seiner Zeit vertraut gewesen sein.
Martin von Tours
Geboren um 316/317 als Sohn eines römischen Offiziers. Selbst Offizier geworden tritt Martin zum Christentum über und aus der Armee aus. Er lebt als Einsiedler, Mönch und Klostergründer bis er zum Bischof von Tours berufen wird. Martin erlangt Berühmtheit als Heidenmissionar und Wundertäter. Gestorben am 8. November 397 wird seiner an seinem Beerdigungstag, dem 11.November, gedacht.
Martina
Märtyrerin und Heilige der Frühzeit, die in Rom seit dem 7. Jh. verehrt wird, also keine Namensableitung von Martin.
Martiner (frz.)
oder faire la Saint Martin bezeichnet in Frankreich „gut essen und trinken“.
Martini
Aus dem Lateinischen („dies Sancti Martini“ = Tag des heiligen Martin) abgeleitete Bezeichnung für den Festtag („Bauernfesttag“) des Heiligen (11. November) im liturgischen Kalender. In der gallikanischen Liturgie war Martini der letzte Festtag vor der sechswöchigen (!) Advent- und Fastenzeit (= Epiphaniasfasten-zeit, Epiphaniasquadragesima, Quadragesima Martini, Weihnachtsfasten, Adventfastnacht), der - wie alle hohen Feiertag - mit der ersten Vesper am Vorabend, dem Lucernarium (d.h. Zeit des Lampenanzündens), begann.
Martinigerte
(Martinsgerte, Mertensgerte) An Martini überreichte der Viehhirte seinem Dienstherrn einen Birkenzweig, an dessen Spitze man einige Blätter ließ, ergänzt durch Zweige von Eiche und Wacholder („Kranewitt“), der dann im Frühjahr zum Viehtrieb verwendet wurde. Die Martinigerte wurde am Tag der Epiphanie (6.1.) geweiht und sollte beim Viehauftrieb den Tieren Schutz gewähren.
Martinikirchweih
Kirchweihfest an Martini, wenn eine Kirche Sankt Martin zum Patron hat.
Martinimarkt
Martinimärkte gab es nicht nur bei Kirchweih zu St. Martini, wenn das Patrozinium einer Kirche gefeiert wurde. Martinimärkte fanden auf dem Land auch statt, um Waren für Haus, Hof und Gesinde für die Winterzeit zu kaufen. Das landwirtschaftliche Gesinde bot seine Arbeitskraft bei dieser Gelegenheit neuen potentiellen Arbeitgebern an. Die Mobilität der ländlichen Bevölkerung hat inzwischen die meisten Martinimärkte verschwinden lassen.
Martinisegen
Der österreichische Martinisegen ist ein Spruchgut der Hirten, das bei Winterbeginn beim Heimtreiben der Tiere gesprochen wurde. Der heimkehrende Hirte überreichte seinem Herrn dabei die Martinigerte, ein Zweig der Birke, Eiche, des Wacholders oder der Weide. Dieser Zweig wurde über den Winter aufbewahrt und im Frühjahr beim Viehaustrieb auf die Weide als Rute verwendet.
Martinizins
Am 11.11. wird bis heute in Appenzell (Ostschweiz) der Zins eines jeweiligen Zeddelkapitals (von Liegenschaften) mit einem festen Zinssatz von 4,5 % fällig. Früher brachten die Schuldner den Zins am Martinstag persönlich den Gläubigern.
Martinsabend
Nach Sonnenuntergang wird am 10.11. der Martinsabend begangen. Liturgisch gesehen beginnt ein Festtag mit dem Sonnenuntergang des Vortages. Ein feierlicher Martinsumzug, bei dem St. Martin als Bischof oder Soldat zu Pferd mitzieht, oft auch der Bettler, gehören dazu sowie die Mantelteilung und Martinslieder. Die Kinder tragen ihre Martinslampen vor sich her. Nach Abschluss der Martinsumzuges ist in vielen Gegenden Deutschlands Gripschen angesagt.
Martinsbrauchtum
In einem zeitgleichen Gegenwartsschnitt treten ganz verschiedene Schichten des Martinsbrauchtums, das jetzt fast das gesamte ehemals germanische Europa abdeckt, zu Tage: Im Rheinland hat sich das Martinsbrauchtum zunehmend vereinheitlicht und verkirchlicht, während sich in Nordwestdeutschland noch Reste von Maskenbräuchen, in Mitteldeutschland Umzüge und in Schlesien die Martinsgebäcke erhalten haben. In protestantischen Gebieten bezieht sich das Brauchtum auf Martin Luther (Erfurt: Zug der „Martinslichter“). In anderen Landschaften (Alpen, Württemberg) ist der Bezug zum Heiligenfest kaum zu erkennen. In einigen Landschaften verband sich der Martinsbrauch mit dem Erntefest (Havelland, Alpen, z.T. Rheinland). Es gab spielerische Wettkämpfe um die Martinsgans: wie der Hahn wurden Gänse gerissen, geköpft, geschlagen und geschossen (Tirol, Schwaben) oder Martinsschweine zum Kampf aufeinandergehetzt (Würzburg).
Martinsbrezel
Die Brezel (lat. precedella) ist heute kaum mehr ein seltenes Festtagsgebäck, auch wenn sie vornehmlich an Festtagen gehäuft auftritt. Am Beginn unseres Jahrhunderts war der „Brezelbäck“, der auf einer langen Stange seine Brezeln zum Verkauf anbot, keine Seltenheit. Noch heute, am Sonntag „Laetare“, werden in Rheinhessen und in der Pfalz traditionell Sommertagsumzüge durchgeführt, bei denen auf buntgeschmückten „Stecken“ die „Sommertagsbrezeln“ mitgetragen und anschließend verzehrt werden. Die Geschichte der Brezel (vielleicht abgeleitet von „brachia“ oder „bracciola“: verschlungene Arme/Ärmchen) reicht weit in das Dunkel der Vergangenheit zurück. Die wahrscheinlich in vorchristlicher Zeit zu kultischen Zwecken als Opfergebäck und Grabbeigabe, hergestellten Salz- und Laugenbrezeln wurden vom Christentums adaptiert.
Martinsbruderschaft
Unter den zahlreichen Bruderschaften des Mittelalters gab es auch Martins- oder Martinibruderschaften, die sich dem Andenken des hl. Martin verschrieben hatten. Aus Martinsbuch ist ein Bruderschaftsbuch von 1791 erhalten.
Martinsfeuer
Die Lichterumzüge haben größtenteils die Martinsfeuer abgelöst. Wo man die Martinsfeuer noch abbrennt, wird das Feuer als Symbol verstanden: Es bringt Licht in das Dunkle, wie die gute Tat Martins das Erbarmen Gottes in die Dunkelheit der Gottesferne brachte. Der Ursprung des Martinsfeuers wird in den Riten der germanischen Wintersonnwendfeier und des germanischen Erntedankfestes vermutet: Ein Freudenfeuer, wie es auch zu anderen Anlässen angezündet wurde, ist zugleich aber auch ein reinigendes Feuer, in dem das vergangene Jahr verbrannt wird: Der Sommer wird verbrannt! Das „Sommerverbrennen“ soll daran erinnern, dass ein Zeitabschnitt unwiederbringlich vergangen war.
Martinsfischer
Einer Legende nach hat St. Martin einen hässlich schmutzig-schwarzen Vogel in einen der am schönsten gefiederten Vögel verwandelt. Der Eisvogel kam so zu dem Namen Martinsfischer.
Martinsgans
Heute kennen die meisten die Gänse im Zusammenhang der Rede von den „dummen Gänsen“, - eine irrige Feststellung, die an der Wirklichkeit vorbeigeht. Weder sind die Gänse „dumm“, noch haben sie in der geschichtlichen Tradition eine untergeordnete Rolle gespielt. In römischen Zeiten war sie das Begleiter des Kriegsgottes Mars. Gänse sollen die Stadt Rom durch ihre Aufmerksamkeit und warnendes Geschrei vor einem feindlichen Überfall bewahrt haben. Im germanischen Denken war die Gans Symboltier Wotans, Opfertier und Verkörperung des Vegetationsgeistes. Wer rituell eine Gans verspeiste, hatte Anteil an der Kraft des Vegetationsgeistes. Für Köln wird aus dem 16. Jahrhundert berichtet: „Der Martinsabend war von jeher zu einem Festschmaus bestimmt. Das war auch seit alters in Köln so. Die Tafel schmückte als Hauptgericht die Martinsgans, knusprig gebraten und mit Äpfeln, Rosinen und Kastanien gefüllt.“
Martinsgeigen
So nannte man in Süddeutschland große Weißbrote, die am Martinstag in der Kirche geweiht und dann den Armen geschenkt wurden.
Martinshorn
Martinshorn nennt man die auf- und abheulende Fanfare bei Polizei-, Feuerwehr- und Rettungsfahrzeugen. Trotz des Namens hat sie aber nichts mit dem heiligen Martin zu tun. Benannt ist sie nach dem Familiennamen des Herstellers: Martin.
Martinshörnchen
Die ältere Brauchtumsforschung argumentiert: Von Martin werde erzählt, er habe als Soldat Wotans Mantel getragen. Deshalb verspeise man zu Ehren des Heiligen auch Martinshörnchen aus Hefeteig oder Mürbeteig, deren Hufeisenform an Wotans Ross erinnern solle. Ob sichelförmiges Gebäck tatsächlich als rituelles Opfergebäck auf Wotan zurückzuführen ist oder ob diese Gebäckform im Altertum über aus dem Orient über Vorderasien, Ägypten oder Griechenland in den Okzident gelangte, scheint fraglich. Croissants sind nach einer - natürlich unbewiesenen - Legende erstmals zur Zeit der türkischen Belagerung in Wien gebacken worden und mit der Habsburger Prinzessin Marie Antoinette, die den späteren französischen König Ludwig XVI. heiratete, nach Frankreich gekommen. Der Segen dieses Gebäcks entfaltet sich natürlich erst richtig, wenn es Freunden und Bekannten geschenkt wird! In manchen evangelischen Gegenden erhalten die Kinder das Martinshörnchen unter der Bezeichnung „Lutherbrötchen“.
Martinskranz > Martinsweck(en)
Martinsküchlein
Ein Schmalzgebäck, das ebenso wie das Martinslaible, ein Hefezopf, vom Herrn dem Gesinde oder von Erwachsenen den Kindern geschenkt wurde.
Martinslampen
(Mätesköppe, Meetesköppe, Martinsfackeln, Martinslampions) Die Lichterumzüge symbolisieren das Martinsfeuer, das sie vielerorts ablösen: Die Lichterumzüge bringen Licht in das Dunkle. In ländlichen Gebieten wurden früher und werden heute noch Martinslampen aus Kürbissen und Runkelrüben („Fruchtleuchten“) hergestellt. Es wird ein Deckel abgeschnitten, die Frucht ausgehöhlt, ein Gesicht in die Außenhaut geritzt, eine Kerze eingesetzt und der Deckel wieder aufgesetzt. Die auf einen Stock gespickte oder an einen Stock gehängte Laterne lässt sich einfach herstellen und - bei Bedarf - leicht erneuern. Die Lichterumzüge haben ihr Vorbild in der liturgischen Lichterprozession Lucernarium (d.h. Zeit des Lampenanzündens) während der ersten Vesper am Vorabend eines hohen Feiertages.
Martinslieder
In Martinsliedern wird das Andenken des Heiligen - seit dem 14. Jahrhundert - gepflegt. Es sind zahlreiche Martinslieder erhalten, die Leben und Wirken des Heiligen zum Gegenstand haben. Die meisten dieser Lieder sind um die Jahrhundertwende bei der Wiederbelebung der Martinsfeiern entstanden. Einige greifen altbekannte Melodien auf. Die alten Martinslieder stammen aus der Vagantenpoesie des Mittelalters. Lieder, die bis vor kurzem noch in der Altmark gesungen wurden, werden auf ein Alter von 750 Jahren alt geschätzt. Hauptsächlich kommen Martinslieder vor: im Rheinland und am Niederrhein, Niederlande und Flandern.
Martinsmahl
Bezeichnung für ein förmliches Zusammentreffen und eine feierliche Mahlzeit der Gemeindeältesten, der Familie oder der Hausgenossen (Harz). Z. B. berichtet der Kölner Ratsherr Hermann von Weinsberg für den 10. November 1571: „... auf St.-Martins-Abend, hatten wir unsere Kinder bei uns zu Gast und sind fröhlich gewesen und haben gesungen die halbe Nacht durch.“
Martinsmann
Umgangssprachlich für die als Sankt Martin verkleidete Person; zugleich aber auch spöttisch für denjenigen, der sein Hab und Gut verprasst hat.
Martinsminne
„Martinsminne trinken“ bezeichnete am Martinsabend in Köln das Trinken vom neuen Wein des Jahres zum Gedenken an den heiligen Martin. Der Brauch knüpft an eine Legende an: Martin soll dem schwedischen König Olaf Tryggwason im Traum erschienen sein und von ihm gefordert haben, er solle nicht mehr die Götter Thor, Wotan, Odin und andere Asen durch Trankopfer ehren, sondern die Martinsminne statt der Odinsminne einführen. In Deutschland verwischt die Nähe von Martini und Erntebrauchtum die eindeutige Herkunft dieses Brauchs.
Martinsmännchen
(Martensmännchen) Statt Sankt Martin zu Pferd erscheint mancherorts im Sauerland auch das Martensmännchen, ein verkleideter Junge oder ein verkleidetes Mädchen, das den Kindern, die richtig beten können, Nüsse und Äpfel zuwirft. In diesem Brauch zu Martini ist ein älterer Vorläufer der Martinsumzuges zu sehen. Noch um 1800 zogen in Köln und Düsseldorf „Martinsmännchen“, auf den Schultern eines Jungen sitzend, geführt von zwei weiteren Jungen mit Rübenfackeln, mit der Jugend der Nachbarschaft oder der gesamten Pfarrjugend heischend von Haus zu Haus.
Martinsring > Martinsweck(en)
Martinsschiffchen
Aus Mürbeteig wurde in Schiffchenform ein - oft mit Rosinen gefülltes - Gebäck hergestellt, das die Schulkinder zu Sankt Martin dem Lehrer übergaben. Zu Zeiten, in denen Schulgeld in Naturalien ausgezahlt wurde, bedeutete diese Übergabe die Anerkennung und Honorierung der Lehrtätigkeit.
Martinsschweine
Im Würzburgischen wurden zu Martini Martinsschweine zum Kampf gehetzt. Andernorts waren Gänse im Mittelpunkt der Martinsspiele.
Martinssingen
Gabenheischender Ansingebrauch (siehe Heischelieder, Gripschen) zu Sankt Martin. Die Heischegänge und die Heischelieder haben auf dem Land ihren Ursprung in den Hirtensprüchen und der Überreichung der Martinigerten. In den Städten sammelten die Kinder dagegen Brennmaterialien für das Martinsfeuer und freuten sich über die zusätzlich überreichten Schleckereien.
Martinsspiel
Seit dem 19. Jahrhundert ist das Martinsfest vielfach zu einem katechetisch genutzten Kinderfest geworden. In vielfältigen Formen wird der Inhalt des Festes szenisch dargestellt. Wichtig ist dabei, den Kindern nicht nur das historisch Geschehen vorzuführen, sondern es auch zu aktualisieren, d. h. es in die Gegenwart zu übersetzen und Beispiele vorzustellen, was z. B. „Mantelteilung“ heute heißt und wie auch heute ein Kind wie Martin „den Mantel teilen“ kann.
Martinstag 1810
Der Martinstag im Jahr 1810 war ein ganz besonderer Tag. Auf diesen Tag fiel das Ende der Leibeigenschaft, ein Ergebnis der Reform des Freiherrn von Stein. Menschen, die bisher abhängig von einem Grundherrn waren, gebunden an dessen Land, ohne dessen Erlaubnis sie nicht einmal heiraten durften, durch Zinsen, Verpflichtungen zu Hand- und Spanndiensten belastet, waren ab nun frei und ungebunden.
Martinstaler
Bezeichnung für das Handgeld, mit dessen Annahme sich eine Magd oder ein Knecht zu Martini in den Dienst bei einem neuen Herrn begaben.
Martinsumzug
Der Martinsumzug am Martinsabend vereint eine verkleidete Person, die den heiligen Martin auf einem Schimmel (!) darstellt, oft gehört auch ein „Bettler“ dazu, immer aber eine große Kinderschar (und ihre Eltern), die singend durch die Stadt/Gemeinde ziehen. Um den rechten Takt zu finden, wird der Gesang oft von einer Blaskapelle unterstützt. Die Kinder tragen bei dem Umzug ihre - meist selbstgebastelten - Martinslampen und Martinsfackeln. Der Martinsumzug findet seinen Abschluss vielfach durch die Mantelteilung oder durch ein Martinsfeuer. Der Lichterumzug hat ein liturgisches Vorbild: das Lucernarium, die Lichterprozession zur ersten Vesper des Vortages, wie sie an hohen Festtagen üblich war.
Martinsvögel
In Kindersprüchen, die das Garbenopfer auf dem Feld begleiten, werden die Martinsvögel genannt. Der Name bezeichnet zunächst im 14. Jahrhundert einen Ritterbund. Volkssprachlich werden damit Marienkäfer, Gans, Schwarz- und Buntspecht bezeichnet (auch der Martinsfischer). Die Kinder formulieren: „Sünner Mertens Vögelken heff so'n rot Kögelken, heff so rot Röcksken an.“
Martinsweck(en)
(auch: Martinsring, Martinskranz) besteht aus Hefeteig und „dingt das Neujahr an“: Das Gebäck wurde von einem jungen Mann seinem Mädchen geschenkt und forderte diese damit auf, ihm am Neujahrstag ein (Gegen-) Geschenk zu übergeben. An der Art des Geschenks konnte er erkennen, ob und wie seine Gefühle erwidert wurden, - eine spielerische Form, sich ohne tiefgreifende Verpflichtung nahe oder näher zu kommen. Die Symbolik nutzte natürlich auch die Quantität: je größer der Weck, desto größer auch die Liebe!
Martinswein
(Märteswein) Martinswein trinken die Winzer, oft in Form eines festlichen Banketts, um für das nächste Jahr um eine gute Ernte zu bitten. Da der Most in dieser Zeit ausgearbeitet hat, wurde zu Martini der neue Wein „getauft“, d.h. der Heurige wurde gekostet (Weinprobe). Es galt der Spruch: „Heb an Martini, trink Wein per circulum anni“.
Martinus aestivus
Teilweise wurde der heilige Martin im Mittelalter derart verehrt, daß den Menschen nur ein Fest des hl. Martin nicht reichte. Neben dem „Winter-Martini“ am 11. November (= Martinus hiemalis) feierte man noch am 4. Juli den Tag der Bischofsweihe des hl. Martin (= Martinus aestivus)