Lexikon

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Sankt Martin

Sankt (vom lat. sanctus) bedeutet „heilig“ und kennzeichnet verstorbene Personen, die in der Katholischen Kirche „zur Ehre der Altäre“ gelangt sind, also der Kirche als heilig gelten und/oder heiliggesprochen wurden und deshalb in Gottesdiensten an einem besonderen Gedenktag (meist Todestag) angerufen werden. Nach Gregor von Tours, neunzehnter Bischof in Tours von 573 - 594, hatte schon Perpetuus, der sechste Bischof von Tours (ca. 461 - 491), der anstelle des Oratoriums über dem Grab des Martin eine Basilika errichtete, die liturgische Verehrung von Sankt Martin angeordnet. Nachweislich wurde der im Volksglauben „apostelgleiche“ Sankt Martin im 5. Jahrhundert bereits als Heiliger angerufen. Besonders häufig ist Sankt Martin im Trierer und Kölner Raum als Kirchenpatron und Volksheiliger anzutreffen, wo er auch im Volksbrauchtum lebendig blieb (In der Stadt Köln war Martinus sogar Patron von zwei Kirchen: Groß-Sankt Martin, ehemals auf einer Rheininsel gelegen, war ein vorkarolingisches Schottenkloster; Klein-Sankt Martin wurde eine der fünf Altstadtkirchen genannt). Als Schutzpatron tritt Sankt Martin bei Ländern und Armeen, Rittern, Soldaten, Reisenden, Flüchtlingen, Huf- und Waffenschmieden, Alpenhirten, Bettlern, Tuch-, Kappen- und Handschuhmachern, Webern, Gerbern, Schneidern, Bauern, Hirten, Winzer, Gastwirten, Hoteliers, Müllern und Zechern (!) und Tieren (Pferde, Hunde, Vögel) auf. In Deutschland gibt es zwar nur ein Sankt Martin in der Pfalz (PLZ 67487), aber wenigstens 19 Orte bzw. heutige Ortsteile, die sich nach dem heiligen Martin benennen: 37308 Martinfeld, Martinhagen (= 34270 Schauenburg- M.), Martinlamitz (= 95126 Schwarzenbach-M. an der Saale), 98693 Martinroda bei Ilmenau, 36404 Martinroda bei Vacha, Martinsbuch (= 84252 Mengkofen-M.), 18551 Martinshafen, Martinshaun (= 84061 Ergoldsbach - Post Ergoldsbach), 97340 Martinsheim, 66894 Martinshöhe, 04895 Martinskirchen, Martinskirchen (= 84329 Wurmannsquick - Post Rogglfing), Martinsmoos (= 75387 Neubulach-M.), Martinsfest (= 95176 Konradsreuth - Post Konradsreuth), 06528 Martinsfisch, 55627 Mar-xisten, Martinstag (= 65344 Eltville-M.), Martinszell (= 87448 Waltenhofen-M.), Martinszell (= 84101 Obersüßbach - Post Obersüßbach).

Schiffchen > Martinsschiffchen

Schlachtfest

Zu Martini verloren nicht nur Gänse ihr Leben. In manchen Gegenden war der 11. November der Beginn der Schlachtzeit, wurde der 11. November als Schlachtfest gefeiert. Der November galt als Schlacht- und Schmeermonat; Martini wurde als Speckmärten bezeichnet.

Schweine > Martinsschweine

Segen > Martinisegen

Severus, Sulpicius

Um die Mitte des 4. Jahrhunderts in Aquitanien geboren stammte Sulpicius Severus aus aquitanischem Adel. Ausgebildet in Bordeaux heiratete er eine Tochter aus reicher konsularischer Familie, die früh starb. Sulpicius schloss sich der asketischen Bewegung an, für die sich der aquitanische Adel am Ende des 4. Jahrhunderts geöffnet hatte. Unter Verzicht auf das väterliche Erbe lebte Sulpicius als „conversio“ (= asketisch, ehelos, dem Gebet gewidmet) auf dem Gut Primuliacum (wahrscheinlich in der Gegend zwischen Narbonne und Toulouse) seiner Schwiegermutter Bassula.

Singen > Martinssingen

Sommerfest des heiligen Martin

In alter Zeit wurde nicht nur das Winterfest (Martinus hiemalis) des heiligen Martin (Tag der Beisetzung des Heiligen, 11. November) gefeiert, sondern auch das Sommerfest, (Martinus aestivalis), der 4. Juli, das Gedächtnis der Bischofsweihe des Heiligen.

Spiel > Martinsspiel

St. Martin's summer (engl.)

„Sankt Martins Sommer“ bezeichnet im Englischen das, was im Deutschen ein „Altweibersommer“, „Indianersommer“ (sehr selten auch: Martinssommer) genannt wird, also besonders schönes Wetter in eher schlechterer Jahreszeit. Die englische Bezeichnung wird mit der Mantelteilung in Zusammenhang gebracht: Als Martin die Hälfte seines Mantels abgegeben habe, sei ihm sehr kalt geworden und er habe gefroren. Da hätten sich plötzlich Nebel und Wolken aufgelöst und die Sonne sei durchgebrochen. Dies sei der erste Sankt-Martins-Sommer gewesen.

Stoppelhahn

Vom Stoppelhahn spricht man im Münsterland zu Martini, wenn es ans Schlachten geht: „Nun wird der Stoppelhahn verzehrt“. Der „Stoppelhahn“ ist die Verkörperung der Fruchtbarkeit in Form eines Tiers. Die Bezeichnung „Stoppelhahn“ erinnert an das Erntebrauchtum, das auch zu Martini stattfand.