Martin wird Bischof von Tours

In jener Zeit (etwa 371/372) berief man Martin auf den Bischofsstuhl von Tours. Martin aber wollte sich seinem Kloster nicht entreißen lassen. Da warf sich ein Bürger mit dem Namen Rusticus Martin zu Füßen und gab vor, seine Frau sei krank und Martin müsse mitkommen, denn nur er könne ihr das Leben erhalten. Damit wollte Rusticus erreichen, daß der Heilige mitkomme.

Die Bürger von Tours hatten sich schon entlang des Weges aufgestellt und wie unter Bewachung geleiteten sie Martin in die Stadt. Wunderbarerweise hatte sich nicht nur eine unglaubliche Menge aus der Stadt, sondern auch aus den Nachbarstädten zur Bischofswahl eingefunden. Alle hatten nur einen Wunsch, eine Stimme und eine Meinung: Martin sei der Würdigste für das Bischofsamt, mit einem solchen Bischof sei die Kirche wirklich glücklich zu schätzen. Allerdings widersprachen dem gewissenlos eine kleine Zahl der Leute und etliche unter den Bischöfen, die zur Einsetzung des Bischofs herbeigerufen worden waren. Sie behaupteten, Martin sei ein verachtenswerter Mensch: Einer von so kümmerlichem Aussehen, mit schmutzigem Kleid und ungepflegten Haaren sei unwürdig, Bischof zu werden. Das Volk aber war klügeren Sinnes und hielt diese Meinung für lächerliche Torheit. Jene wollten einen berühmten Mann verachten, verkündeten doch dabei sein Lob. Die Wahlversammlung konnte nichts anderes tun, als was das überwiegende Volk mit Gottes Willen forderte.

Martin - so erzählt eine jüngere Legende - hatte sich während der Diskussionen entfernt und suchte sich vor der Menge zu verbergen, um der Bischofsernennung zu entgehen. Da er keinen geeigneter Ort fand, suchte er schließlich in einem Gänsestall Zuflucht. Als die Menge ihn suchte, fand sie ihn in diesem Gänsestall, weil die Gänse durch lautes Geschrei auf den heiligen Mann aufmerksam machten. So hat also Martin das Bischofsamt übernommen.


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